In den Performances arbeite ich praktisch ausschliesslich auf der Basis der Freien Improvisation mit den Mitteln des Tanzes, des Tanztheaters und der Stimme. Das heisst, dass ausser der Dauer der Performance, dem Ort und den Beteiligten in der Regel nichts vorgegeben ist, also weder Struktur noch Inhalt. Das Ziel ist nichtsdestotrotz, eine Gesamtkomposition zu kreieren, zu der alle Beteiligten (TänzerInnen, MusikerInnen, LichtdesignerInnen) aus dem Moment heraus ihren Beitrag leisten und die in ihrer Eigenart, Komplexität und Vielfalt auch nur so entstehen kann.
Die Vorbereitungen bzw. Proben für solche Performances bezwecken primär, Verbindungen zwischen den verschiedenen KünstlerInnen zu schaffen, die für diese Situation und diese Konstellation spezifischen Nuancen der Improvisationssprache zu erarbeiten und grundsätzlich immer auch wieder, die Präsenz und die Intuition zu schulen sowie die Fähigkeit zur Spontaneität und das kompositorische Verständnis zu verfeinern. Sogenannte Zufälle, besser gesagt Synchronizitäten, haben bei dieser Art zu performen einen wichtigen Anteil, wie auch das Zusammenspiel von Radikalität und Kooperation und das Ausbalancieren von Hinhören und Aktion.
Mein Anliegen bei der Performance ist es, Raum zu schaffen für die Magie, das Unerwartete, die Kommunikation, die Authentizität, das Zarte wie auch das Wilde. Das, was während einer Performance entsteht, soll Hand und Fuss haben und gleichzeitig über das Individuelle und Kollektive hinausgehen in etwas Flüchtigeres und Übergeordneteres.
Eine grosse Herausforderung in der Arbeit mit Freier Improvisation besteht darin, Orte zu finden, wo sie gezeigt werden kann, wo genügend Offenheit besteht zu erkennen, dass Improvisation immer noch hoch aktuell ist. Im Umfeld des aktuellen zeitgenössischen Tanzes, der sich ausgesprochen konzeptionell und multimedial präsentiert und oft auch ohne wirklichen Tanz auskommt, mag die Freie Improvisation anachronistisch erscheinen. Doch meine Lust an bewegenden Körpern (als Zuschauer und als Tänzer) ist ungebrochen und ich arbeite daran, dass die Improvisation einem künstlerischen Anspruch genügt und das Potential hat, weit über die oft erlebte Beliebigkeit hinaus zu gehen oder deren ausschliesslichen Nutzung zur Material- und Ideenfindung für feste Stücke, und in der Lage ist, ZuschauerInnen auf einer tieferen Ebene zu berühren.
Meine Kooperations-PartnerInnen kommen aus der Schweiz und ganz Europa – das internationale Netzwerk, das durch die Improvisation (Contact und Freie Impro) gebildet wird, ist ein vielfältiges und äusserst lebendiges.
Eine vollständige Liste meiner bisherigen Performances findet sich hier.
Photographer: Alfia Shvedovskaya; Dancers: Adrian Russi, Nikolai Schetnev, Sergey Golovnya